Jede größere Tour hat so ihre Vorgeschichte, doch diese kürze ich an dieser Stelle aufs wesentliche.
Gleich nach der Sonnenfinsternis am 20. März starteten wir mit dem Auto nach München und somit zu unsere Skitourenwoche in Norwegen.
Mit dem Flieger ging es vom Flughafen dann ab nach Oslo, wo wir aufgrund unserer späten Ankunft auf ein Hotel in der 50km entfernten Hauptstadt verzichteten und die Nacht auf unserem Gepack liegend am Flughafen verbrachten, um gleich in der Früh mit dem Anschlussflug weiter nach Tromsø zu starten. Von dort ging es dann mit dem Mietauto über den Landweg weiter zu unserem ‘Stützpunkt’ für die nächsten sieben Tage, zum Svensby Tursenter AS.
Da die Anreise etwas länger dauerte und wir von der kurzen Nacht noch müde waren, sparten wir uns eine erste Tour am Samstag und hauten uns zeitig in die Betten.
Nach der täglichen Prüfung von Wetterbericht und Lawinensituation ging es am Sonntag dann zu unserem ersten Ziel, dem Sofiatinden (1237m).
Direkt vom Fjord (wie so gut wie bei jeder Tour) ging es anfangs bei relativ passablem Wetter durch lichten Wald empor. Gleich über der Baumgrenze schlug das Wetter dann allerdings um und wir durften einigen starken Böen trotzen. Auf etwa 1000m war das Wetter dann bereits so schlecht, dass wir die Tour abbrachen und unsere ersten Schwünge durch den unberührten Schnee von Lyngen zogen.
Der Montag fing dann ähnlich an. Prüfung der Situation und start zur Skitour. An diesem Tag stand der Daltinen (1533m) auf dem Programm. Bei herrlichem Wetter machten wir uns von Furuflaten entlang des Baches ein paar Kilometer ins Landesinnere um dann bei zuziehendem Himmel in Richtung Gipfel zu steigen. Oben frischte dann wieder der Wind auf und die Sicht wurde ziemlich getrübt. Bei sehr schlechten Sichtverhältnissen fuhren wir dann vom Gipfel in den ersten Hang ein, welcher sich über 1000 Höhenmeter zog und uns durchwegs unverspurten, feinsten Powder bot (die Gesichter der Spätaufsteher, welche plötzlich einen von zehn Skifahrern komplett verspurten Hang sahen waren übrigens unbezahlbar – tja, Mittag aufstehen lohnt halt nicht). Weiter unten machten sich dann wie auch am Vortag (und den folgenden Tagen) immer wieder Steine bemerkbar. Die Schiebestrecke bzw. Skatestrecke talauswärts zu den Autos wärmte uns dann trotz des eher schlechten Wetters dann nochmal gut auf.
Nachdem am Dienstag in der Früh unerwartet relativ gutes Wetter war, es aber am Vormittag zuziehen sollten, entschlossen wir uns für eine kurze Tour auf einen Aussichtsgipfel, den Russelvfjellet (818m). Also nichts wie ins Auto und ab nach Norden. Doch wie in dieser Woche so oft, änderte sich das Wetter bereits relativ schnell und wir fuhren gerade Wegs auf eine schlechtere Wetterfront zu.
Egal, Aufstieg! Bei anfänglich noch gutem Wetter ging es südlich um den Russelvfjellet herum und dann von Osten in kurzer Zeit empor. Nach etwas mehr als einer Stunde frischte der Wind auf und peitschte uns wieder die Kälte in die Gesichter. Nach kurzer Gipfelrast (eigentlich war es nur kurz umziehen und zusammenwarten) schenkten wir uns die Aussicht und zogen uns zurück. Über windgepressten, unebenen Schnee ging es der Aufstiegsspur entlang zurück ins Tal bzw. zum Fjord und zu unseren Autos. Mittag kam dann wie versprochen das schlechtere Wetter und wir machten bei Schneefall eine LVS Übung neben unserer Unterkunft.
Mittwoch sollte das Wetter dann wirklich schlecht werden, weshalb wir uns für eine kurze Tour (mit tollen Hängen) entschieden. Wieder zog es uns in den Norden. Unser Ziel an diesem Tag sollte der Stetinden (920m) werden, doch aufgrund von extrem schlechter Sicht (nur noch wenige Meter) und heikler Lawinensituation machten wir bei 570m kehrt und fuhren gemeinsam, im Pflug, durch besten Powder dem GPS gerät nach. Der letzte Hang (ca. 200 Höhenmeter) bot dann wieder gute Sicht und wurde von uns, aufgrund der Sichtung einer anderen Gruppe welche bereits das x-te Mal abfahren wollte, regelrecht gestürmt 🙂 .
Nach einer kurzen Mittagspause in der Unterkunft beschlossen wir den tollen Powder dann nicht einfach so an uns vorbei ziehen zu lassen. Fünf von uns stiegen später dann noch einmal in Richtung Sofiatinden auf, wo im oberen Teil wie erwartet traumhafte Bedingungen (Schnee) herrschten. Der untere Teil stellte unsere Ski dann jedoch noch auf die Probe, denn unter dem Powder warteten regelmäßig Steine auf uns und hinterliesen teilweise tiefe Furchen im Belag.
Der Donnerstag versprach uns dann endlich das erwartete Traumwetter, weshalb wir in der Früh nach Koppangen starteten. Noch am Parkplatz liesen wir eine Gruppe französische Tourengeher hinter uns und marschierten mit abwechselnder Spurarbeit hinauf zum Koppangsbreen (Gletscher). Aufgrund der Lawinensituation liesen wir den ersten Hang recht schnell und in größeren Entlastungsabständen hinter uns und fanden anschließend ein weitläufiges Tal vor uns, welches uns rasch höher brachte.
Am Gletscher wurden wir dann kurzfristig von einer deutschen Gruppe mit dem Spuren abgelöst, bevor diese eine Pause brauchten und wir die letzten Meter zu einer Spur aus dem Nachbartal wieder ran mussten.
Nachdem wir der angelegten Spur folgten kamen wir allerdings nicht über den Normalweg (wie später relativ viele andere) zum Gipfel sondern über einen steilen Nordosthang zu einem Nebengipfel, welche uns nahezu alleine gehörte.
Die Abfahrt über den steilen Gipfelhand und anschließend über den Gletscher konnten wir dann bei herrlichem Sonnenschein und besten Verhältnissen genießen.
Nach der Rückkehr in unsere Unterkunft gab es dann noch ein kurzes Bad im kühlen Nass des Fjord. Und als wäre der Tag nicht schon traumhaft genug gewesen, durften wir ab 21:00 dann noch das tolle Farbenspiel der Nordlichter bestaunen.
Leider war es am Freitag mit dem guten Wetter dann auch schon wieder vorbei. Nichts desto trotz ging es wieder raus. Abermals in Richtung Norden. Unser Ziel an diesem Tage sollte der Storgalten (1219m) werden. Vom Fjord aus ging es wieder bergauf jedoch staunten wir nicht schlecht, als wir plötzlich auf eine Gruppe von ca. 30 Leuten trafen, welche den ersten Hang noch langsam vor uns schlenderte. Nach einiger Zeit hatten wir jedoch die Nase gestrichen voll, überholten in unserem gewohnten Tempo und machten uns über einen moderat steilen Hang zu einem Joch auf ca. 750m. Dort pfiff uns der Wind schon dermaßen um die Ohren, dass wir uns schnell etwas überzogen und über einen relativ steilen und harten Hang weiter stiegen. Auf halber Höhe kam dann vom Joch die Nachricht, dass die Hälfte kehrt macht, weshalb wir noch nach einem geeigneten Platz zum Abfellen suchten und es ihnen gleich machen wollten. Doch da wir den Hang bereits fast zur Gänze hinter uns hatten, beschlossen drei von uns (zwei weitere sollten folgen) doch noch einen Gipfelsturm zu wagen. Über einen relativ flachen Sattel ging es dann empor zum Ziel, wo uns wieder die ein oder andere Böe erwartete.
Die Abfahrt wählten wir dann etwas südlich unseres Aufstieges, was sich als Glückstreffer herausstellte, denn uns erwartete auf ca. 500 Höhenmeter eine traumhafte Pulverabfahrt!
Leider meinte es das Wetter nicht so gut mit uns, aber dennoch war Norwegen eine Reise wert!
Am 4. April 2015 um 18:11 Uhr
Norwegen ist sicher eines der begehrteren Fernziele – toller Bericht und schöne Bilder, speziell vom Nordlicht!
übrigens dein Zitat….. „die Gesichter der Spätaufsteher, welche plötzlich einen von zehn Skifahrern komplett verspurten Hang sahen waren übrigens unbezahlbar – tja, Mittag aufstehen lohnt halt nicht“ …. das taugt mir!