Aufstieg zum Hohen Riffler - Zillertal


Nov
21
2011

19/11/2011:

Obwohl die Hochtourensaison nach dem Kalender schon lange vorbei sein sollte könnten die Bedingungen nach wie vor nicht besser sein. Nach Rücksprache mit meinem Bergspetzl Andreas wählen wir die Venedigergruppe, besser gesagt die Essener-Rockstocker-Hütte als Stützpunkt aus. Gemeinsam geht es also Samstagfrüh um kurz nach 7 mit dem Auto über den Felbertauern nach Matrei/Osttirol (Proviantshoppen) und weiter Richtung Prägaten/Großvenediger. Wir parken am Ende des Tals beim Parkplatz Ströden neben dem einzigen anderen Auto (Mercedes mit Ungarischem Kennzeichen). Kurz nach 9 steigen wir über den sonnigen Weg zur ERH auf, wobei die Wegzeiten der Tafeln mal wieder in einer ganz eigenen Liga spielen 😉 Keine 2 Stunden später stehen wir vor der Hütte und besichtigen den Winterraum: Separates Haus, Türe offen,  Küche/Aufenthaltsraum (inkl. Ofen&Kochutensilien), 6er Lager im EG, 12er Lager im DG (kalt), Brennvorräte etc. vorhanden. Einziger (kleiner) Vermutstropfen ist das nicht-funktionierende (Solar-)Licht. Anscheinend sind unsere Nachbarn vom Parkplatz ebenfalls hier einquartiert, denn wir finden ungarisches Essen und Bergequipment.

Nach kurzer Rast geht’s in Richtung Großer Geiger, wobei wir zuerst in die falsche Richtung gehen (Grat bei der Hütte), was wir nach 200m bemerken. Also wieder zurück und den Bach durch die Ebene entlang. Ohne nennenswert Höhenmeter zu machen zieht sich der Weg in die Länge. Nach rund einer Stunde wird es endlich steiler und der Schnee kompakter. Wenig später erreichen wir den Gletscher und seilen uns an. Die wenigen Spalten sind gut sichtbar und wir können teilweise einer Spur folgen, die jedoch von absteigenden Bergsteigern gemacht wurde – d.h. zu große Tritt-Abstände für den Aufstieg. Eine weitere Std. später stehen wir vorm Gipfelaufbau des Großen Geigers und überlegen, wie wir den wohl „packen“ sollen. Wir könnten in einem weiten Bogen Richtung Großem Happ und dann über den Grat (sehen wir nicht) gehen, oder direkt über einen verblockten Grat mit Schnee und evtl. Eis. Wir entscheiden uns aufgrund der fortschreitenden Zeit (und weil wir keine große Lust auf Umwege haben) für den direkten Weg, der sich als halb so schlimm wie befürchtet erscheint. Die unangenehmen Stellen sind vielleicht 150hm, dann wird es flacher und wir erreichen nach insgesamt ca. 4 Std. das Gipfelkreuz (3370m) mit perfekter Sicht auf den Westgrat des Großvenedigers. Ursprünglich gab es einmal die Idee, den Geiger auf der Nordostseite runter zu gehen und dann über den Westgrat auf den GV – dieses Unterfangen dürfte sich in der Realität allerdings als SEHR anspruchsvoll gestalten (bei Schnee defacto nicht innerhalb von 1 Tag möglich).

Der unangenehme Wind und die immer näher heranrückende Dunkelheit vertreiben uns sehr bald vom Gipfel – also steigen wir über die Aufstiegsspur ab. Als wir unseren Anseilpunkt erreichen verstauen wir die Gletscherausrüstung im Rucksack und legen die Stirnlampen an. Zurück geht es glücklicherweise sehr schnell und so begrüßen wir gegen 20:00 unsere Hüttengenossen, die freundlicherweise bereits den Ofen angeheizt haben 🙂

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