Vom Gr. Galtenberg nach Westen


Feb
19
2013

Große Kaiserrunde (aka Koasa Roas) – etwas abgewandelt

geschrieben am 19. Februar 2013 von kempfi

Lange steht sie auf der Liste, die Koasa Roas (evtl. auch unter anderen Namen bekannt). Dabei handelt es sich um eine konditionell und technisch SEHR anspruchsvolle Tour durch den Kaiser, die aufgrund der Steilheiten nur bei perfekten Bedingungen und entsprechendem skifahrerischem Können durchgeführt werden sollte.

Geparkt hatten wir bei der Wochenbrunneralm, von wo aus es über die Gruttenhütte zum Köpfl ging. Alles gespurt, also sehr angenehm. Beim Köpfl ist eine drahtseilversicherte Stelle, an deren Ende eine Wechte ist. Für große Leute mit großen Skiern am Rucksack unangenehm, aber zu zweit gut machbar. Für diese Passage hatten wir bereits Steigeisen, Pickel und Gurt angelegt. Nach der Wechte geht es steil durch Trittschnee ca. 50m bergauf – wir haben diese Stelle gesichert, aber bei genügend Erfahrung etc. geht es auch ohne Seil. Am Ende ist eine kleine Querung (Stand zum selbst sichern an einer Schuppe), wo der Schnee über 5m extrem faul ist. Dann noch mal 20m rauf über guten Schnee, auf der anderen Seite 10 runter und man befindet sich unter einer steilen, glatten Wand, wo ein Stahlseil verläuft. Diesem folgt man durch eine ca. 0,7m schmale längere Endstelle (aka „Walkerpfeiler“ hab ich mir sagen lassen) an dessen Ende man auf einem ausladenden Plateau ankommt. 1. Challenge geschafft & kurze Pause. BTW: vor uns war glücklicherweise gespurt.

Ski an, runterrutschen, Ski runter, ein paar Felsen, 8m Stahlseil (neu) auf der linken Seite und Ski wieder rauf. Abfahrt durch etwas steilere Rinne, die schnell breiter wird durch feinsten Pulver Richtung Hinterbärenbad bis zu einer breiten Lichtung mit Webweisern. Mit Fellen Aufstieg zum Stripsenjochhaus. Endlich zeigt sich die Sonne (hätte lt. Wetterbericht eigentlich den ganzen Tag scheinen sollen…). Vom Stripsenjoch Abfahrt Richtung Griesenau (Powderpowder) und so hoch wie möglich den Sommerweg Richtung Fritz-Pflaum-Hütte erwischen. Diesem folgend, vor der Hütte rechts haltend zum Goinger Törl aufsteigen. Auch hier ist alles gespurt.

Jetzt kommt das Knifflige: 50m vorm Törl kann man links oder rechts in Törln gehen. Links rauf geht, aber dort ist keine Abfahrt Richtung Gaudihütte möglich (haben wir uns angesehen, nachdem uns rechts anfangs nicht zugesagt hatte). Also doch wieder rechts rauf 😉 Am Ende ist ein kleines Plateau, von wo wir unsere Abfahrt sehen. Aber wie kommen wir die nächsten 20m durch steilstes, schmales Felsgelände runter? Wir sehen in ca. 5m „Tiefe“ einen Normalhaken mit 2 Seilen dran. Nachdem wir teilweise Hosenscheisser sind rammen wir 2 Ski in den Schnee und ich sichere Michi runter zum Haken wo er eine Zwischensicherung in die neue (!) Reepschnur hängt. Von dort noch mal 10m weniger steil runter. Das 2. Seil im Haken ist ein Einfachseil mit Knoten an denen man sich entlang handeln kann. Unten angelangt baut Michi ein Platzerl und sichert mich runter. Ski an und Abfahrt durch ca. 45 Grad Gelände. Schon wieder Powderpowder auf einer harten Unterlage.

Wir freuen uns, dass alles gut geht, genießen die Abfahrt und müssen nach 300 Abfahrtshöhenmetern halten. Alles vereist und unter uns ein Felsabbruch. Sch….e. Hilft alles nichts. Pickel, Steigeisen rauf, Ski auf den Rücken und die 300m mühsamst hinauf wühlen. Nach 2 Std. kommen wir wieder oben an. Pause, kurz aufwärmen, meinen Bruder anrufen, dass er uns von der Griesenau abholen kommt und Abfahrt (dafür wieder Powder;-). Wir fahren an der Griesenau vorbei über die Mautstraße zum Schranken und weiter zum Gasthof Griesenau an der Bundesstraße, wo uns mein Bruder 10min später abholt und es heimwärts geht.

Fazit: Tolle Tour bis aufs Ende. Ich möchte mir unsere Abfahrtsspuren in den nächsten Tagen wenn möglich ansehen um herauszufinden wo wir den Verhauer hatten. Lt. Karten- und GPS-Track-Studium im Nachhinein hätten wir in der Rinne an einer Stelle evtl. nach rechts raus sollen. Oder überhaupt die nördlichere Rinne runter. Schwierig zu sagen. Grundsätzlich sollte eine Abfahrt dort machbar sein. Für die Tour sollte genügend Zeit geplant werden. Wir sind beide einigermaßen fit und haben 14 Std. mit wenigen Pausen gebraucht. Ohne Verhauer wär’s wahrscheinlich 3.5-4 Std früher gewesen. Also früh genug starten! 20km Distanz und in unserem Fall gut 2550hm. Bedingungen derzeit entlang der gesamten Route super! Pickel und Steigeisen auf jeden Fall mit, Seil je nach persönlicher Vorliebe (wir waren SEHR glücklich, es dabei gehabt zu haben und hätten sonst sicherlich weit früher kehrt gemacht).

Alternative: man könnte auch zum kleinen Törl aufsteigen und dort Richtung Wochenbrunner abfahren. Dürfte einfacher sein.

Eine Reaktion zu “Große Kaiserrunde (aka Koasa Roas) – etwas abgewandelt”

  1. 1.
    avatar
    René


    Super Gschicht! Gratulation!

Einen Kommentar schreiben