Stop or Go Card - Neue Anpassungen für 2012/2013
Kategorie: Tourenplanung, Navigation & GPS | eingetragen am 05. Januar 2013 von Christof Simon
Die Stop or Go Card ist die anerkannte Risikominimierungsstrategie für Lawinenunfälle des österreichischen Alpenvereins. Sie ist aufgebaut wie eine Art Checkliste, die ein Wintersportler Schritt für Schritt durchgehen kann, um schließlich die Entscheidung zu treffen: Ist das Risiko für diese Skitour vertretbar oder nicht?
Stop or Go hat sich seit seiner Einführung vor mehr als 13 Jahren überaus bewährt. Mit der Methode können nachweislich 2/3 der Lawinenunfälle verhindert werden. Seitdem hat sich in der Lawinenkunde einiges getan und die Stop or Go Strategie wurde immer wieder an den die neuen Erkenntnisse angepasst. So gibt es auch heuer eine neue Ausgabe der Stop or Go Card.
Um eines vorwegzunehmen: Das Grundprinzip von Stop or Go ist gleich geblieben, die Änderungen sind relativ klein und sprechen vorwiegend den erfahrenen Tourengeher an. Er bekommt zusätzliche Hilfen angeboten, um besser zu einer Entscheidung zu finden. Für den Einsteiger ist und bleibt die Entscheidungsfindung nahezu gleich.
Im Folgenden die Neuerungen auf der Stop und Go Card 2012:
Check 1: Begünstigte Exposition
Bei Check 1 wurde jetzt zu den Kriterien Lawinenwarnstufe und Hangneigung noch die begünstigte Exposition mit aufgenommen. Vormals war dieser Faktor unter dem Bereich "Trotzdem Go" integriert.
Im Lawinenwarnbericht gibt eine Windrose Auskunft über begünstigte Expositionen. Diese Windrose ist nun symbolisch bei den Gefahrenstufen 2 und 3 auch auf der Stop or Go Card 2012 im Check 1 abgebildet. Die Regeln für diese Gefahrenstufen lauten nun:
Bei Gefahrenstufe 2: unter 40° Grad Hangneigung bzw. keine Einschränkung bei eindeutig begünstigter Exposition
Bei Gefahrenstufe 3: unter 35° Grad Hangneigung bzw. unter 40° Hangneigung bei eindeutig begünstigter Exposition
Bei Gefahrenstufe 4 wurde auf die begünstigte Exposition verzichtet, weil es bei solchen Situationen meiste keine begünstige Hangneigung gibt.
Bleibt noch die Frage, was eine eindeutig günstige Exposition ist. Michael Larcher, der Entwickler der Stop or Go Card, definiert das in seinem Artikel Stop or Go [2012] in Berg und Steigen 4/2012 so: "Die Steilhänge einer geplanten Tour müssen eindeutig im "hellen Sektor" der Windrose des Lawinenlageberichtes liegen. Erst dann kann die eindeutig günstige Exposition in die Entscheidung mit aufgenommen werden."
Check 1: Go Faktoren
Jene Faktoren, die vormals unter "Trotzdem Go" eine Tour trotz negativem Check 1 erlauben, wurden in der Version 2012 seitlich auf der Vorderseite wie folgt aufgedruckt:
*go: stark verspurt, Wald, Schmelzharsch.
Der Faktor "stark verspurt" wurde neu definiert. Hier wieder ein Auszug aus dem Artikel von Michael Larcher im Berg und Steigen 4/2012: "Stark verspurt gilt nur, wenn zahlreiche, ineinander verlaufende Spuren einen Korridor bilden, in dem ich keine Spur legen kann, ohne eine andere zu berühren. Nur innerhalb dieses Korridors bietet "stark verspurt" relative Sicherheit".
Bei Faktor "Wald" gilt nach wie vor: Nur geschlossen Waldflächen bieten einen Schutz vor Lawinen. Nicht jedoch einzelne Bäume, der Waldrand oder Lichtungen.
Check 2: Planung
Die Neuerungen im Check 2 sind relativ klein. Beim den Standardmaßnahmen zur Planung wurde zusätzlich zum Punkt "Karte/Führer" auch noch das "Internet" hinzugefügt. Michael Larcher nimmt an, dass das Internet in Zukunft immer wichtiger wird, um sich Informationen über aktuelle Verhältnisse zu verschaffen. Wir von Tourenwelt versuchen ja schon seit Jahren mit unserem Blog direkt von Tourengeher zu Tourengeher zeitnah Informationen auszutauschen.
Wichtig finden wir auch die Empfehlung des Alpenvereins zu LVS-Gerät und Schaufel. Sie lautet nun: Empfohlen werden 3 Antennen-Geräte und Schaufeln aus Metall.
Genau Erläuterungen zu Verwendung der Stop or Go Karte gibt es in unserem bewährten Artikel "Stop or Go - Entscheiden ohne wenn und aber". Der Artikel wurde auf die Neuerungen von 2013 angepasst.
Weiterführende Links:
Stop or Go [2012], von Michael Larcher, Berg und Steigen, Ausgabe 4/2012